Mit der Werte-Akademie schaffen wir eine Institution, die sich mit der Wirkung von Werten in unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten beschäftigt und gezielt Wertebildung betreibt.
Sobald es um Veränderungen in unserer Gesellschaft geht, schwingt immer die Frage nach Werten mit. Aber wie wirken Werte eigentlich in unsere Gesellschaft hinein? Und wie verändern Werte gesellschaftliche Prozesse? Dies ist wissenschaftlich bisher nur wenig erforscht. Gleichzeitig spielen Werte im allgemeinen Bildungskontext eine nur untergeordnete Rolle. Mit der Werte-Akademie schaffen wir einen Ort, an dem diese Lücken geschlossen werden.
Die Werte-Akademie besteht aus zwei Säulen: Der mit Unterstützung der Renate und Falk Strascheg Stiftung finanzierte Forschungsbereich betreibt Grundlagenforschung zu Werten und Wertebildungsprozessen. Hierfür werden auf Basis gesetzter Schwerpunkte mehrjährige Forschungskooperationen mit führenden Universitäten Deutschlands geschlossen. Die Werte-Akademie ist dabei an keine Fachrichtung gebunden. Das ermöglicht ihr, Fragestellungen zu Werten aus unterschiedlicher fachlicher Sicht zu beleuchten.
Im Transferbereich werden die gewonnenen Erkenntnisse herangezogen, um Programme und Maßnahmen zu entwickeln, die das Bewusstsein für Werte schärfen sollen. Vorrangiges Ziel ist es, die Werteorientierung stärker als bisher in klassische Bildungsthemen zu integrieren. Dazu arbeitet die Werte-Akademie mit Kooperationspartnern aus dem Bildungsbereich zusammen. Beispiele: Die Seminarreihe zu wertebasiertem Management in Zusammenarbeit mit der Horváth-Akademie und das Werte-Curriculum für studentische Gründerteams.
Wie wirken sich persönliche Werte von Gründern und Sportlern auf ihren Erfolg aus? 641 Sportler und 237 Gründer wurden auf Basis dieser Forschungsfrage zu ihren persönlichen Werten befragt und die Ergebnisse miteinander verglichen.
Wenig überraschend nimmt der Werte „Leistung“ sowohl für Gründer als auch für Sportler eine zentrale Rolle ein. Interessant ist, dass Gründer mit zunehmendem Erfolg den Wert „selbstbestimmtes Handeln“ wichtiger bewerten als „Leistung“. Der Wert „Verantwortung“ ist zudem beim Markteintritt, während Wachstumsphasen und der Diversifizierungsphase unter den Top 4-Werten. Daraus könnte der Rückschluss gezogen werden, dass gerade in diesen Phasen Entscheidungen getroffen werden müssen, die auch das Umfeld maßgeblich beeinflussen können.
Bei Sportlern gehören die Werte „Leistung“ und „Verantwortung“ in allen Karrierephasen zu den Top 2-Werten. Es zeigt sich jedoch, dass Sportler am Anfang ihrer erfolgreichen Karriere vorrangig auf „Leistung“ setzen, während „Verantwortung“ in den späteren Karrierephasen als relevanter eingestuft wird. Es lässt sich vermuten, dass sich Sportler im Laufe ihrer Karriere zunehmend ihrer Vorbildfunktion bewusst werden.
Die theoretische Grundlage zu der Studie bildete der Basic Human Values Ansatz von Shalom Schwartz, der insgesamt 19 Werte in verschiedenen Dimensionen untersucht. Zusätzlich wurde der Wert Team-Vertrauen in die online-basierte Befragung integriert.
Die Digitalisierung verändert unser Leben grundlegend. Davon betroffen sind alle Bereiche – auch die soziale Interaktion. Was früher hauptsächlich über den persönlichen Austausch lief, kann heute über eine Vielzahl unterschiedlichster Kommunikationskanäle erfolgen. Doch welche Folgen hat die Veränderung des Kommunikationsverhaltens für die berufliche Kommunikation?
In der zweiten Studie der Werte-Akademie untersuchten wir die Auswirkungen der Nutzung digitaler Kommunikationstechnologien auf die Vermittlung und Wahrnehmung der persönlichen Werte von Führungskräften. Dabei stellte sich heraus, dass je höher die Wahrnehmung der Werte der Führungskraft bei einem Mitarbeiter ist, desto höher ist dessen Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Weiterhin wurde herausgefunden, dass die Motivation der Mitarbeiter am Arbeitsplatz durch eine positive Wertewahrnehmung erhöht werden kann. Diese ändert sich jedoch in Abhängigkeit der Komplexität des Arbeitsauftrages und der Wahl des Kommunikationsmediums.
Bei einfachen Arbeitsaufträgen kann die Mitarbeitermotivation mittels Wertewahrnehmung vor allem durch sehr reichhaltige Medien wie zum Beispiel durch Skype-Gespräche gesteigert werden. Bei komplexen Arbeitsaufträgen zeigt sich, dass vor allem mittels schriftlicher Medien die Wahrnehmung von Werten sich positiv auf die Mitarbeitermotivation auswirkt. Insgesamt gesehen, ist die Wertewahrnehmung für technologie-affine Personen durchweg höher als für technologie-averse Personen.
Jeder von uns nutzt täglich künstliche Intelligenzen (KI):
Die Worterkennung von Suchmaschinen, Routenvorschläge der Navigationssysteme, digitale Sprachassistenten, Übersetzungssoftware, automatisierte Kalendereinträge, den Kamerafokus beim Handy – diese und viele weitere Anwendungen sind ohne künstliche Intelligenzen heute nicht mehr denkbar. Wir akzeptieren die Ergebnisse der Algorithmen weitgehend unreflektiert. Doch wie sieht es aus, wenn Führungskräfte eine künstliche Intelligenz entscheiden lassen, ob eine Fabrik geschlossen wird und wer eine Kündigung bekommt? Wenn Politiker eine KI entscheiden lassen, wohin staatliche Gelder fließen? Wenn eine juristische KI festlegt, wer Schuld hat? Wenn eine KI dem Arzt die Diagnose abnimmt oder eine Bildungs-KI entscheidet, ob ein Kind auf die weiterführende Schule darf? In einer explorativen Studie haben wir über 2.500 Personen zu diesen und weiteren konkreten Entscheidungssituationen befragt.
Alle Ergebnisse stehen zum Download bereit.
Gemeinsam mit der EBS Universität untersuchen wir seit 2016 grundlegende Werte-Fragen. Unser Fokus diesmal: Wie wandeln sich Werte und Einstellungen in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie? Werte gelten normalerweise ja als recht stabil, wohingegen sich Einstel-lungen auch kurzfristig wandeln. Aber ist das bei der Corona-Krise auch der Fall? Anders als beispielsweise die Flüchtlingskrise, Eurokrise oder Finanzkrise betrifft Corona jeden Lebensbe-reich und jeden Menschen ganz unmittelbar und spürbar.
Ein wesentliches Ziel der Werte-Stiftung ist es, Werte zu stärken. Wir haben ein Curriculum entwickelt, das das Thema Werte vermittelt und sich an unterschiedliche Zielgruppen – Schüler, Studenten, Gründer, Innovatoren, Unternehmen – richtet. Wer das Curriculum durchläuft, macht sich den Wert von Werten bewusst, setzt sich mit seinem persönlichen Werteprofil auseinander, reflektiert unterschiedliche „Werte-Welten“ und entwickelt Strategien für werteorientiertes Handeln.
Die Werte-Stiftung bietet Organisationen aller Art an, sie mit Werte-Coachings bei der Implementierung von Werten zu unterstützen. Abhängig vom Bedarf erstellen wir ein maßgeschneidertes Programm, das Kernbestandteile unseres Werte-Curriculums enthält und darüber hinaus geht. In den Fokus gerückt werden können neben persönlichen Werten beispielsweise Teamwerte (mit einem „Werte-Kodex“) sowie Unternehmenswerte (wie definiert man sie, wie kommuniziert man sie, wie „lebt“ man sie?).
In den Jahren 2017-19 hat die Werte-Stiftung einen Schwerpunkt auf den Bereich Werte im Management gesetzt. Wir haben Seminare für Führungskräfte entwickelt und Diskurse angestoßen. Ausschlag dazu gaben die Ergebnisse der ersten Studie der Werte-Akademie, die einen Zusammenhang zwischen Werteorientierung und unternehmerischem Erfolg nachweisen konnten.
In Kooperation mit der Horváth Akademie haben wir ein spezielles Fortbildungsprogramm für Fach- und Führungskräfte entwickelt, das Werte als Erfolgsfaktor in den Mittelpunkt stellt. Die Teilnehmer erfahren, wie hilfreich Werte in alltäglichen Berufssituationen sein können und welche Kraft von ihnen ausgeht.
Die Seminare sind auf zwei Tage angelegt. Am Abend des ersten Seminartages ist jeweils ein Kamingespräch mit einer Persönlichkeit aus dem Spitzensport geplant, die ihr eigenes Erleben von Werten und ihre persönliche Geschichte mit dem Seminarthema in Bezug setzt (z.B. Olympiasiger im Beachvolleyball Jonas Reckermann und Handball-Legende Heiner Brand). Organisiert und durchgeführt werden die Seminare von Horváth Akademie.
Weitere Informationen zu den Seminaren finden Sie in unserem Flyer oder auf der Seite der Horváth-Akademie.
Mit Verabschiedung der CSR-Richtlinie sind große kapitalmarktorientierte Unternehmen sowie Kreditinstitute und Versicherungsunternehmen verpflichtet, über nichtfinanzielle Kriterien zu berichten. Corporate Social Responsibility, die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen als Teil des nachhaltigen Wirtschaftens, hängt eng mit Werteorientierter Unternehmensführung zusammen.
Die Werte-Stiftung nutzt die Ende 2016 verabschiedete CSR-Richtlinie, um einen vertiefenden Diskurs zu Werteorientierung im Management anzustoßen. In Kooperation mit dem Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) wurde eine spezielle Schulungskonzeption zum Thema CSR-Richtlinie aufgesetzt, die Werte als Grundlage für nachhaltige Unternehmensführung in den Mittelpunkt rückt.