Eröffnung des Hospiz am Wasserturm

Veröffentlicht am 14. März 2020

Vertreter der Hospiz-Stiftung, von Mission Leben und Werte-Stiftung feiern den großen Tag vor 400 Gästen

Tiefgründig, unterhaltsam, anrührend und informativ: Das alles war die Einweihungsfeier für das Hospiz am Wasserturm.

Neun Jahre nach der Idee zu diesem hessenweit einzigartigen Projekt, aber nur elf Monate nach dem Spatenstich, waren Ende Februar alle Beteiligten überglücklich, die Schlüssel für das Haus an die Mission Leben als Betreiber übergeben zu können.

Zuvor hatten zahlreiche Redner vor knapp 400  Gästen im Festzelt ein Füllhorn an Komplimenten über den Projekt-Machern von der Hospizstiftung Rotary Rodgau und der Werte-Stiftung sowie über alle Spender ausgeschüttet. Allein an diesem Tag kamen weitere 161. 000 Euro Spenden zusammen!

Kurator Heiner Brand, Dr. Nikos Stergiou (VV Hospiz-Stiftung), Finanzminister Dr. Thomas Schäfer, Landtagsvize Frank Lortz und Kuratoriumsvorsitzender Holger Follmann (v. li) bei der Eröffnung

Kuratoriumsmitglied Heiner Brand im Gespräch mit Lothar Mark, ebenfalls Kurator der Werte-Stiftung

Höchste Ehrengäste reihten sich in den Reigen der Lobredner ein. Zum Beispiel der hessische Finanzminister Dr. Thomas Schäfer. Er sagte, das beispielhafte Projekt spiegele den rotarischen Leitgedanken vom selbstlosen Dienen in hervorragender Weise. Das große Durchhaltevermögen ehre alle Beteiligten.

Der Vizepräsident des Landtags, Frank Lortz, sprach von einem „historischen Tag“ und einer „neuen Epoche der Hospizversorgung im Kreis Offenbach“. Für die Werte-Stiftung sprach unser Kurator und Doppel-Weltmeister Heiner Brand, der die initiale Rolle der Werte-Stiftung als größter Geldgeber und Partner der ersten Stunde hervorhob.

Der Nieder-Röder Arzt Dr. Eric Sittler wird das Haus betreuen. Er referierte über den „Lebensraum Hospiz“. Was das Hospiz künftig vor allem sein solle, fasste Dr. Klaus Bartel, Geschäftsführer von Mission Leben, wunderbar treffend und zu Herz gehend zusammen: „Ein Haus der Liebe, die stärker ist als der Tod.“

Auch bei der Eröffnung konnten wieder über 100.000 Euro an Spenden eingesammelt werden

Jetzt ist es also fertig: das erste Hospiz im Kreis Offenbach. Es hat zwölf Zimmer, viel Atmosphäre und ein paar Besonderheiten. Als eines der modernsten Einrichtungen der Sterbebegleitung in ganz Deutschland hat es am Freitag den kirchlichen Segen erhalten. Dem Flachbau am Wasserturm, hoch über dem Stadtteil Jügesheim, sieht man von außen nicht an, wie wohnlich es innen ist – und vor allem nicht, wie außergewöhnlich.

Das Team von Mission Leben mit dem gesegneten Leitspruch für das Hospiz

Da gibt es beispielsweise den Raum der Sinne, ein liebevoll dekoriertes Bad, in dem die Schwerstkranken in einer Badewanne bei Musik und Aromaduft vor dem riesigen Foto eines Nachthimmels entspannen können. „Das ist der Sternenhimmel über Rodgau in der Nacht vor dem Spatenstich“, erklärt Kurator Lothar Mark das Motiv.

Ein großer Spiegel über einem behindertengerechten Waschbecken zeigt auf, wie selbstverständlich man hier mit dem absehbaren Lebensende umgeht: Statt einem Sich-Verstecken ist hier Raum für die Selbstreflexion, die Konfrontation mit sich selbst und der Vergänglichkeit.

Der Raum der Still soll ein Ort des spirituellen Rückzugs für alle sein. Sogar Spaziergänger, die einfach einmal stille Momente erleben wollen, seien hierher eingeladen, sagt Mark. Hier wird auch der Stein abgelegt, den jeder Todkranke erhält. Nach seinem Ableben können die Angehörigen den Stein mit nach Hause nehmen; ansonsten kommt er in den Garten zu den anderen Steinen, damit die Erinnerung bleibt.

In den Hospizzimmern mit eigener Nasszelle, Kühlschrank, Fernseher, WLAN und Computeranschluss steht ein Intensivbett, ein zweites Bett kann jederzeit dazu gestellt werden. Die Kranken dürfen auf Wunsch sogar ihre eigenen Sitzelemente mitbringen. Jedes Bett kann nach draußen, auf die eigene Terrasse mit Blick zum Park hin, geschoben werden. Für die Mitarbeiter wurde ein Besprechungsraum geschaffen, der für sie auch Rückzugsraum sein kann. „Die Arbeit ist extrem belastend, da braucht man auch mal fünf Minuten für sich“, erklärt der Vorsitzende der Hospizstiftung und Mentor der Werte-Stiftung, Dr. Nikos Stergiou.